eLsa Zertifizierungsfeier 28.10.2015
Seit 28.10.2015 ist die Neue Mittelschule Fliess eine zertifizierte eLSA-Schule (eLSA = eLearning im Schul-Alltag). Die Schule hat in einem mehrjährigen Prozess in allen Unterrichtsfächern fächerübergreifend den Einsatz von eLearning im Unterricht erfolgreich erprobt. Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht erfolgt altersadäquat auf Basis neuester pädagogischer-didaktischer Erkenntnisse. Seit 19.10.2012 sind wir außerdem eine zertifizierte Naturparkschule.
„Kummsch nach Fließ?“ Das war die Einladung zur Zertifizierung einer NMS. Tirol war klar.
„Kummsch nach Fließ?“ Walter Steinkogler
Das war die Einladung zur Zertifizierung einer NMS. Tirol war klar. Klingt so ähnlich wie Fiss, das wir schon von einer eLSA Sommertagung kennen. Liegt auch in dieser Ecke, wo Italien und die Schweiz nicht mehr weit sind. Von Landeck kommend windet sich die Straße in engen steilen Kurven empor, an alten traditionell gebauten Holzstadeln vorbei durch das Orts- zum Schulzentrum, in dem zwischen Kindergarten und Volksschule die NMS Fließ angesiedelt ist.
Von der in den Hang gebauten Garage geht es zwei Stockwerke höher in die Direktion, wo mit Herbert Wackernell ein Urgestein der Tiroler Informatikszene die Besucher herzlich begrüßt. Gegrüßt wird man in Fließ übrigens von allen, die einem über den Weg laufen. Damit ist bereits viel über das Schulklima gesagt, das von gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit geprägt ist.
Ein Rundgang durch die Schule offenbart das, was für viele Lehrerinnen und Lehrer noch „Zukunftsmusik“ ist. Alle Lehrenden haben einen Arbeitsplatz, der diese Bezeichnung verdient, mit Steckdose und LAN-Kabel. WLAN gibt es im ganzen Haus. In jeder Klasse und in jedem Funktionsraum steht ein Interactive Whiteboard der gleichen Bauart mit HDMI-Kurzdistanzbeamer und fixen Lautsprechern. Insider verstehen die Botschaft – der Weg vom Smartphone und Tablet auf den Beamer ist drahtlos! Modernen Unterrichtsszenarien steht demnach nichts mehr im Wege.
Seit acht Jahren wird behutsam modernisiert und dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Alle Klassen sind nach Süden ausgerichtet und bieten neben viel Licht und Sonne eine herrliche Aussicht. Nordseitig befinden sich die Garderoben und Funktionsräume, die teilweise für jede Art von Unterricht genutzt werden können. Fünfzehn PC-Arbeitsplätze für knapp 100 Schülerinnen und Schüler stehen im Informatikraum bereit, der über Web-Untis von den Lehrenden online gebucht werden kann. Das elektronische Klassenbuch und das virtuelle Konferenzzimmer in der Lernplattform überraschen dann nicht mehr, wenn man den mehr als 80-seitigen Zertifizierungsbericht durchgeblättert hat. Hier sind alle „eLSA“, nicht nur ein paar „Freaks“ unter den Lehrenden!
Alle Gespräche und Beobachtungen zeigen, dass das „e“ in eLSA hier nichts Besonderes, sondern Alltag ist. Die einzige und letzte Kreidetafel überlebte im mitunter staubigen Werkraum, in dem es mit Hämmern und Sägen auch robuster zugehen kann. Die Verquickung von „Neudeutsch“ hands-on und digital prägt das Unterrichtsgeschehen und den Lernalltag. Digitale Kompetenzen werden ab der ersten Klasse gefördert, was sich bereits in der Stundentafel niederschlägt. Holzbearbeitungsmaschinen, Werkbänke, ein eigener Raum für Textiles Werken, ein Nawi-Zentrum mit tollen Materialien für Experimente und praktische Laborarbeit der Schüler/innen weisen dem Digitalen seinen Platz im Bildungsplan der Schule zu. Google Sketchup in GZ und eine moderne Wetterstation mit Webcam auf dem Dach und entsprechender Software auf dem Notebook seien hier als Beispiele für die Verschränkung von digitaler und realer Welt angeführt.
Natürlich - möchte man fast sagen, setzt man hier auf die bei den Kindern bereits vorhandenen Smartphones und Tablets. Präsentationen, das Mitfilmen von Experimenten, Cyberhomework und diverse Apps und Programme sind genauso Alltag wie Saferinternet-Themen in diversen Sketches auf der Bühne.
Die Gefahr für digitalen Kinderwahnsinn im Geiste Manfred Spitzers, auf die Dir.Wackernell in seiner Rede anspielte, kann in der „Naturparkschule NMS Fließ“ nicht einmal herbeigeredet werden, denn wenn bei einer Zertifizierungsfeier derart viel geschauspielert, musiziert und eLSA mit eigenen Texten besungen wird, ist digitaler Overkill weit entfernt.
In Fließ zeigt sich das Bekenntnis der lokalen Politik zur Bildung der Jugend in jedem Winkel der Schule und beweist damit, was möglich ist, wenn auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort entsprechend reagiert wird. Dass sich der Bürgermeister die Unterrichtsbesuche und die ganze Zertifizierungsfeier nicht entgehen ließ, zeigt die Wertschätzung, die er seiner Schule entgegen bringt. Wenn dann engagierte Lehrerinnen und Lehrer in dieser hervorragenden schulischen Infrastruktur Schülerinnen und Schüler fördern und motivieren, steigen die Schülerzahlen und verringert sich die Lust oder gar Notwendigkeit in entfernte Gymnasien auszupendeln.
So bekämpft die Gemeinde Fließ mit ihrer Investition in die Bildung erfolgreich die Abwanderung aus der Region in die Zentralräume und mit der entsprechenden digitalen Kompetenz kommt das „www“ – das Wissen der weiten Welt – in die Tiroler Bergregion. Schön, dass auch die Tiroler Schulaufsicht der Einladung nach Fließ gefolgt ist und den Leistungen der Schulgemeinschaft die entsprechende Anerkennung zuteilwerden ließ.
Die Naturparkschule NMS Fließ mag zwar „www“, also „wirklich weit weg“ sein, ist aber sicher eine Reise wert. Ein Blick durch die Webcam der Schule auf die Barbarakirche könnte ja ein erster Schritt sein: http://www.nms-fliess.tsn.at/Web_cam
Walter Steinkogler
(eLSA Salzburg)